Während seines Bestehens war der Staat, der 1918 als parlamentarische Monarchie und nach dem Zweiten Weltkrieg als sozialistische Föderation realisiert wurde, stets mit der Herausforderung konfrontiert, trotz ethnischer, religiöser und kultureller Unterschiede und ausgeprägter sozial-ökonomischer Ungleichheit eine nationale Einheit herzustellen. Das Projekt, die südslawischen Völker des Balkans zusammenzuführen, sollte trotz dieser Konflikte über 70 Jahre lang gelingen: Sinnbild dieses Erfolgs waren die Olympischen Winterspiele von 1984 in Sarajevo, als sich Jugoslawien der Weltgemeinschaft als buntes, vielseitiges und modernes Land präsentierte.
Wenige Jahre später zerfiel diese Einheit jedoch: Zwischen 1991 und 2001 forderten die Kriege und Konflikte im ehemaligen Jugoslawien über 130.000 Menschenleben und zwangen beinahe vier Millionen Menschen, ihre Heimat zu verlassen. Das Massaker von Srebrenica, dem im Juli 1995 über 8.000 muslimische Bosniaken zum Opfer fielen, steht bis heute für das Versagen, ethnische Verfolgung und Genozid in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg nicht verhindert haben zu können.
Der Diplomat Wolfgang Ischinger und die Südosteuropa-Historikerin Marie-Janine Calic diskutieren, wie nach dem blutigsten Konflikt der neueren europäischen Geschichte durch Intervention von außen, den Abschluss von Friedensabkommen und auch durch juristische Aufarbeitung ein anhaltender Frieden geschlossen werden konnte. In Kooperation mit Der Spiegel.
Moderation: Britta Sandberg, Der Spiegel
Aufzeichnung vom 7. November 2017 im KörberForum
Quelle: Köber Stiftung