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Es ist Samstag, der 7. Mai 2016, in Banja Luka, Bosnien und Herzegowina. Auf den Tag genau vor 23 Jahren wurde die Ferhat-Pasina-Moschee, besser bekannt als Ferhadija-Moschee, durch Sprengstoff teilweise zerstört, um sie im weiteren Verlauf des Krieges vollkommen niederzureißen. Von Ahmed Spahić

Während die Würdenträger aus In- und Ausland die Eröffnung der Ferhadija-Moschee für ihre bekannten Worthülsen über Toleranz und Zusammenleben in Bosnien und Herzegowina nutzten, um bei nächster Gelegenheit genau das Gegenteil zu behaupten, entstand ein Bild, das mehr zeigt als das, was gesagt wurde.

Der Bischof von Banja Luka, Franjo Komarica, schloss sich den Muslimen beim Gebet eines der fünf Tagesgebete an und zeigte eine Seite von Bosnien und Herzegowina, die für die Petrys, Orbans oder Ficos von heute als positives Beispiel für ein Zusammenleben verschiedener Ethnizitäten und Religionen dienen kann.

Gute Muslime, schlechte Muslime

Wie weit weg die aktuelle Diskussion in Deutschland von dem Bild aus Banja Luka entfernt ist, wird besonders anhand der aktuellen Debatte um die Zugehörigkeit des Islam zu Deutschland deutlich. Der Islam gehöre nicht zu Deutschland, gut integrierte Muslime schon. Dass dieser Widerspruch überhaupt als Ausgangspunkt für die entbrannte Diskussion dient, zeigt, dass wir uns noch ganz am Anfang der Integrationsleiter befinden.

Es wirkt so, als ob der Einfluss der Religion bei Menschen mit Migrationshintergrund nur einseitig portraitiert wird: immer dann, wenn Terror und Gewalt von Einzelnen ausgeübt wird, ist der negative Einfluss oder das veraltete Weltbild des Islam ein Erklärungsversuch. Positive Beispiele der Integration werden aber selten mit dem Einfluss von Religion begründet.

Vielmehr wird von Einzelnen gesprochen, die sich nur durch die Abkehr von Religion zu Vorbildern der Integration entwickeln konnten.

Das Gefühl der Fremde: zu Hause und in der Heimat

Dabei wird außer Acht gelassen, welche Bedeutung Menschen mit Migrationshintergrund bei der Integration spielen können. Gerade sie verstehen sowohl die eine als auch die andere Seite und können dazu beitragen, Deutschland als Schmelzpunkt verschiedener Kulturen, Religionen und Hintergründe neu zu definieren.

Gibt man ihnen diese Gelegenheit nicht und stellt die Zugehörigkeit ihrer Identität, Religion inbegriffen, zu ihrer Heimat Deutschland noch in Frage, werden diese Menschen von der Mitte der Gesellschaft an den Rand gedrängt: wie Sand, weder Land, noch Meer, in ihrem Herkunftsland als Fremde gesehen, in ihrer Heimat nicht akzeptiert.